Ein Schatz wird gehoben!

Wie alles Begann

Vor über 20 Jahren lernten wir den Hamburger Maler und Tenor Carlo Cazals kennen, der Ende der 90iger Jahre nach Parchim in Mecklenburg-Vorpommern gezogen war. Wir kauften einige Werke, besuchten ihn und seine Frau Inge in ihrem mit Antiquitäten und Gemälden vollgestellten,  verwitterten Stadthaus regelmäßig und wurden Freunde.

 

Carlo war ein kauziger, manchmal schroffer, fast schon misanthropischer Zeitgenosse. Umso wertvoller war uns die Freundschaft mit ihm; dass er mit uns – auch über sich selbst – lachen konnte, uns stundenlang mit Improvisationen auf dem Klavier verzauberte und aus seinem bewegten erzählte. 

 

Schon zu Lebzeiten versuchten wir, sofern es unsere begrenzte Freizeit zuließ, Ausstellungen zu organisieren, Kataloge zu erstellen und seine Werke der Öffentlichkeit zugänglich zu machen. Und immer wieder kauften wir „konvolutweise“ Werke an. Nach seinem Tod 2022 sah seine Frau Inge sich angesichts der Menge der noch bei ihr verbliebenen Werke überfordert, und so kauften wir 2022 den kompletten Restbestand des Lebenswerkes von Carlo Cazals, auch um sicherzugehen, dass die Werke nicht in alle Winde verstreut und sein Oeuvre auseinandergerissen wird. 

 

Zusammen mit den Werken kamen auch kofferweise Dokumente, Fotos, Bücher, handschriftliche Notizen, Zeitungsausschnitte, Plakate  und Tondokumente in unseren Besitz. Die Koffer waren offensichtlich schon viele Jahre nicht geöffnet worden. Für uns war es ein Schatz, den wir da übergeben bekamen. Eine intime Entdeckungsreise durch das Leben eines faszinierenden Menschen und genialen Künstlers.

Ein Schatz wird gehoben!

Leider erst jetzt, nach Carlos Tod, haben wir die Zeit, uns intensiver mit dem Werk und all den Kofferinhalten  zu beschäftigen. Die Werke gilt es zu sichten, zu sortieren, zu erfassen und biographischen Ereignissen zuzuordnen. Die Kofferinhalte bringen Spannendes zutage und belegen, wie eng das Leben Carlo Cazals‘ mit dem seiner „Entdeckerin“, Lehrerin, Mentorin und Förderin Gertrud Klein verwoben war, denn auch die Lebensdokumente dieser offensichtlich faszinierenden Frau befinden sich in den Koffern.

Wir haben mehrere Tische zusammengestellt, um die Dokumente erst einmal grob zu sortieren. Handschriftliche Notizen wurden wir gescannt und transkribiert, Zeitungsartikel sortiert und abgeheftet. Wichtige Fotos zugeordnet und ebenfalls gescannt – für eine eventuell geplante Biographie.

In einem Koffer befand sich ein Stapel loser Blätter, handschriftliche Notizen auf verschiedenen Papiersorten, zusammengehalten von starkem Draht, so dass man die Dokumente nicht lesen kann, ohne den Draht zu beschädigen. Voller Spannung öffnen wir diesen „Tresor“ mit einer Kneifzange. Obenauf ein handgeschriebener Text, offensichtlich eine Art letzter Wille an uns:

„Ich bitte meine handgeschriebenen Schriften zu erhalten! Die Zerrissenheit soll den späteren Forschern dienen! Dem „Klugscheißer“, welcher mit seiner Bedeutungslosigkeit nicht fertig wird, mit jedem zweiten Satz „sein Abitur“ betonend, dürfte man meine Schriftstudien nicht unterbreiten! Aber Ihr versteht wovon die Rede ist. Euer Carlo Cazals“

Das war ein sehr bewegender Moment für uns, denn damit war für uns auch klar, welch großes Vertrauen und welche großen Erwartungen Carlo an uns hatte.

Wir haben die Herausforderung angenommen:

Inzwischen ist alles grob sortiert und ein „Schau-Lager“ von einem „Rückhalte-Bestand“ separiert, so dass man das Werk auch Besuchern zeigen kann. Anhand von Tonbandaufzeichnungen und alten Dokumenten lassen sich zeitliche Zusammenhänge herstellen und langsam entsteht die Grundlage für eine Biographie. Aktuell suchen wir geeignete Ausstellungsmöglichkeiten, um einen Teil der Arbeiten einer größeren Öffentlichkeit zugänglich machen zu können. 

Und parallel werden sukzessive alle Werke gescannt bzw. fotografiert und in einer bundesweiten Datenbank erfasst. Auch das eine Sysiphos-Arbeit, die aber dringend erledigt werden muss, damit Museen und Galerien das Werk begutachten können.

 

Wer sich unser Schau-Lager einmal ansehen oder sich zum Thema Künstler-Nachlässe austauschen möchte, der darf mir gerne eine E-Mail an b.kremke@kremke.de schicken.

Newsletter

Sie sehen gerade einen Platzhalterinhalt von rapidmail. Um auf den eigentlichen Inhalt zuzugreifen, klicken Sie auf den Button unten. Bitte beachten Sie, dass dabei Daten an Drittanbieter weitergegeben werden.

Weitere Informationen